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Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
Inhalt
- Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
- Hinweise zum Lesen des Leitfadens
- Einleitung
- Die gesetzlichen Grundlagen zur Barrierefreiheit
- Die Produktion eines Gebärdensprach-Films im Überblick (angezeigt)
- Der Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
- Auswahl von Texten
- Die Übersetzung von Schriftsprache in die Gebärdensprache
- Die Gebärdensprach-Filme
- Die Gebärdensprach-Darsteller
- Qualität von Gebärdensprach-Filmen
- Was bei Gebärdensprach-Filmen vermieden werden sollte
- Das Beispiel vom Deutschen Gehörlosen-Bund
- Zu guter Letzt
- Exkurs: Die Umfrage vom BMGS
Die Produktion eines Gebärdensprach-Films im Überblick
Abbildung 1: Ideale Prozesskette bei der Erstellung von Gebärdensprach-Filmen
Um ein besseres Verständnis für die Produktion von Gebärdensprach-Filmen zu ermöglichen, wird zunächst der komplette Prozess der Produktion von Gebärdensprach-Filmen samt der Vor- und Nachstufen anschaulich dargestellt. Die hier abgebildete Prozesskette lehnt sich an typische Abläufe bei der Konzeption von Webseiten an und stellt ein Ideal dar.
Diese Prozesskette erlaubt einen besseren Einblick in die verschiedenen Abläufe und sorgt für ein klares Verständnis der komplexen Materie wie auch für ein Verständnis für die verschiedenen Schwierigkeiten, die in den einzelnen Schritten des Prozesses auftauchen.
Im ersten Schritt wird eine Webseite entworfen und konstruiert.
Bisherige Erfahrungen zeigen, dass Agenturen, die für Gebärdensprach-Filme verantwortlich sind, im ersten Schritt häufig nicht beteiligt werden. Eine Auftragsvergabe an sie erfolgt in der Regel erst dann, wenn Struktur, Layout und Inhalte einer Webseite von Auftraggeber und Web-Agentur festgelegt worden sind, der erste Schritt also bereits abgeschlossen ist. Das bedeutet, die Gebärdensprach-Filme müssen irgendwie in die vorhandenen Strukturen eingebunden werden - eine Mitsprache seitens der Agentur für Gebärdensprach-Filme in Bezug auf Strukturen etc. einer Webseite wurde bislang nicht eingeräumt. Nur in wenigen Fällen war es möglich, zusätzliche visuelle Merkmale einzubringen und auch die Kennzeichnung der Gebärdensprach-Filme mit dem Gebärdensprach-Symbol gestaltete sich oft als schwierig.
Ein weiteres Problem taucht auf, wenn Auftraggeber und Web-Agentur sich strikt an die Vorgaben der BITV halten - eigentlich ein vorbildliches Vorgehen, das aber manchmal dennoch mit Nachteilen für gehörlose Menschen verbunden ist. Leider wird die BITV nicht immer richtig verstanden und manche Seiten werden daher textlastig, mit nur wenigen graphischen Elementen erstellt. Dies entspricht nicht der Anforderung 14 der BITV und ist für einen barrierefreien Zugang kontraproduktiv. Ohne eine Mitsprache Gehörloser beim ersten Schritt können Bedürfnisse dieser Gruppe nur sehr schwer berücksichtigt werden.
In der Regel wird erst im zweiten Schritt eine Agentur für Gebärdensprach-Filme mit einbezogen: die bereits bestehende Webseite wird analysiert und die Möglichkeiten eines barrierefreien Zugangs für gehörlose Nutzer eruiert, d.h. die Möglichkeiten einer Einbindung von Gebärdensprach-Filmen.
Dabei müssen die bereits bestehenden Strukturen der Webseiten beachtet werden - dies schränkt die Möglichkeiten der Einbindung ein. Somit kann es keine optimale, sondern nur eine suboptimale Lösung für die Bedürfnisse gehörloser Menschen geben.
In diesem Rahmen berät eine Agentur den Auftraggeber in Bezug auf die Textauswahl, die Platzierung der Gebärdensprach-Filme sowie den Umfang der zu übersetzenden Inhalte.
Während der Produktion müssen mit dem Auftraggeber Rücksprachen hinsichtlich der Texte gehalten und auch inhaltliche Fragen geklärt werden.
Die Übersetzung des Textes ist dann die Umsetzung der deutschen Texte in die Deutsche Gebärdensprache. Sind die Filme aufgezeichnet, erfolgt deren technische Aufbereitung, die Filmsequenzen werden geschnitten, der Hintergrund bearbeitet und die Gebärdensprach-Filme für die entsprechenden Medien aufbereitet.
Eine dreifache Qualitätskontrolle, welche neben der Übersetzung und technischen Umsetzung auch die Verständlichkeit bei gehörlosen Nutzern prüft, schließt diesen Produktionsschritt ab.
Nach der Produktion erfolgt die Übergabe der Gebärdensprach-Filme.
In Zusammenarbeit mit der Web-Agentur werden die Filme in die Webseiten eingebunden. Hierbei müssen verschiedene Kriterien, wie z.B. die Zuordnung, Platzierung, das Streaming berücksichtigt werden. Ein Symbol für die Gebärdensprach-Filme kennzeichnet die Stelle, an der die Filme zu finden sind.
Das Auswahlfenster stellt den Zugang zu den Gebärdensprach-Filmen auf der Webseite dar. Einmalig bei Sitzungsbeginn ist das Filmformat zu wählen. Damit diese Einstellungen erhalten bleiben, können so genannte Cookies bzw. Session-Funktionen eingesetzt werden. Sie tragen so zur Nutzerfreundlichkeit bei.
Abschließend bleibt zu prüfen, ob in den Gebärdensprach-Filmen Aktualisierungen, Ergänzungen oder Erweiterungen nötig sind.
In diesem Zusammenhang ist folgender Punkt sehr wichtig: es muss geklärt werden, wie mit Aktualisierungen usw. umgegangen wird - denn diese können unter Umständen zu umfangreichen Folgeprojekten werden. Wenn sich abzeichnet, dass bestimmte Angaben (bspw. Zahlen-, Personenangaben, Daten usw.) immer wieder ändern werden, sollte das bereits bei der Konzeption im ersten Schritt bedacht werden. Denn als Konsequenz kann es passieren, dass die Strukturen der Webseiten sich ändern, und so können - im Extremfall - die Gebärdensprach-Filme komplett neu produziert werden.
Dieser Aspekt ist bereits beim ersten Schritt zu bedenken, d.h., es müssen am Anfang der Produktionskette Maßnahmen getroffen werden, um einen etwaigen großen Mehraufwand zu vermeiden. Problematisch ist aber, dass - wie oben ausgeführt - die Agentur für Gebärdensprach-Filme an Schritt 1 nicht beteiligt ist, sondern häufig erst bei Schritt 2 einbezogen wird.
Ein weiterer Punkt, den es zu berücksichtigen gilt, ist das Feedback von gehörlosen Menschen. Was passiert, wenn ein Auftraggeber von der Agentur tatsächlich eine Rückmeldung über sein Gebärdensprach-Film-Angebot erhält? Feedback kann wertvolle Anregungen enthalten, es stellen sich aber folgende Fragen:
- Ist der Anbieter von Gebärdensprach-Filmen auf Rückmeldungen eingestellt?
- Kann er damit etwas anfangen?
- Kann er es auswerten und wie kommuniziert er mit den gehörlosen Menschen, die sich bei ihm melden?
Ein Lösungsansatz wäre die Einrichtung von weiteren Dienstleistungen zur Abrundung des gesamten Angebots. So könnten z.B. auf einer extra eingerichteten Hotline Dolmetscher einer speziellen Agentur Anrufe von gehörlosen Menschen entgegen nehmen und diese entsprechend für den Auftraggeber übersetzen.
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