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Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
Inhalt
- Leitfaden für den Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
- Hinweise zum Lesen des Leitfadens
- Einleitung
- Die gesetzlichen Grundlagen zur Barrierefreiheit
- Die Produktion eines Gebärdensprach-Films im Überblick
- Der Einsatz von Gebärdensprach-Filmen
- Auswahl von Texten
- Die Übersetzung von Schriftsprache in die Gebärdensprache
- Die Gebärdensprach-Filme (angezeigt)
- Die Gebärdensprach-Darsteller
- Qualität von Gebärdensprach-Filmen
- Was bei Gebärdensprach-Filmen vermieden werden sollte
- Das Beispiel vom Deutschen Gehörlosen-Bund
- Zu guter Letzt
- Exkurs: Die Umfrage vom BMGS
Die Gebärdensprach-Filme
Bezüglich der Gebärdensprach-Filme wurde unterschieden zwischen dem Produktionsprozess, den Darstellern in Gebärdensprach-Filmen und der Wiedergabe der Gebärdensprach-Filme.
Zunächst wollen wir betrachten, was von einer Agentur beachtet werden muss, wenn sie Filme in Gebärdensprache erstellt, d.h. wie müssen Gebärdensprach-Filme beschaffen sein, damit gehörlose Menschen einen möglichst großen Nutzen davon haben?
Bei der Wiedergabe der Gebärdensprach-Filme geht es vorrangig darum, die Kriterien zu benennen und zu beschreiben, die Aufschluss darüber geben wie Gebärdensprach-Filme in Webseiten (oder in multimedialen Anwendungen) dargestellt und inhaltlich aufgebaut sein sollten, damit sie einen größtmöglichen Nutzen für gehörlose Menschen darstellen.
Die Erstellung von Gebärdensprach-Filmen
- Bei den Lichtverhältnissen ist darauf zu achten, dass auf dem Körper des Darstellers keine Schatten zu sehen sind, da diese die Konzentration der Zuschauer stören und das Verständnis der gebärdensprachlichen Äußerung beeinträchtigen würde. Die Mimik und das Mundbild sollten gut sichtbar sein.
- Die farbliche Gestaltung des Hintergrunds sollte jedem Gebärdensprach-Film-Produzenten selbst überlassen sein. Dabei sollte lediglich beachtet werden, dass rein schwarze oder rein weiße Hintergründe sich nicht eignen und keine Kontrastfarben oder grelle Farben, sondern eher sanfte und matte Töne verwendet werden sollten.
- Weiterhin sollte der Hintergrund einheitlich gestaltet sein bzw. sollten auch im Hintergrund keine Bewegungen stattfinden, wie z.B. fahrende Autos, wandernde Landschaften oder Falten von Vorhängen.
- Der Hintergrund, die Kleidung des Darstellers sowie seine Hände sollten im Kontrast zueinander stehen.
- Es ist erlaubt, Symbole wie Logos, Firmennamen, Marken usw. zu verwenden. Diese sollten jedoch möglichst in einer Ecke platziert werden und farblich nicht zu grell sein. Diese Grafiken sollen jedoch nicht vom Darsteller überdeckt werden.
Die Darsteller in den Gebärdensprach-Filmen
Während die Fähigkeiten und Aufgaben eines Gebärdensprach-Darstellers in einem späteren Kapitel näher beschrieben werden, soll hier ein kurzer Überblick darüber gegeben werden, was im Rahmen der Technik prüfbar ist.
Als positiv wird bewertet, wenn:
- die Kleidung des Darstellers nicht auffällig gemustert oder bunt ist, also zurückhaltend oder sogar einfarbig ist,
- der Darsteller kurzärmlige Kleidung trägt oder
- der Kontrast zwischen den Händen bzw. Armen des Darstellers und seinem Körper eindeutig zu erkennen ist. Dafür kann es hilfreich sein, wenn die Ärmel hochgekrempelt werden.
- bei langärmliger Kleidung die Ärmel nicht so weit sind, dass sie beim Gebärden um die Handgelenke schlackern. Im Zweifelsfall kann es auch hier hilfreich sein, wenn die Ärmel hochgezogen werden.
Als störend dagegen wird empfunden, wenn:
- der Darsteller Ringe an den Fingern trägt
- der Darsteller ein gestreiftes oder stark gemustertes Oberteil trägt
- Gebärden das Mundbild verdecken
- Schatten auf dem Körper des Darstellers zu sehen sind
- ein Darsteller im Sitzen gebärdet
- der Unterkörper des Darstellers gezeigt wird (der Darsteller wird so auf dem Film kleiner und dadurch schwerer zu verstehen sein)
- die Kleidung des Darstellers nicht im Kontrast zum Hintergrund steht.
Die Wiedergabe von Gebärdensprach-Filmen
- Gebärdensprach-Filme sollten idealerweise in Webseiten eingebettet sein. Wichtig ist hier, dass der Bezug zur Webseite bestehen bleibt, so dass man immer weiß, an welcher Stelle man sich auf den Webseiten befindet.
- Das Angebot an Film-Formaten sollte vielfältig sein, weil nicht davon ausgegangen werden kann, dass die gehörlosen Nutzer wissen, welches System und welches Abspielprogramm sie auf ihrem Rechner installiert haben. Empfohlen wird ein Angebot mit Formaten für Quicktime, Real, Windows Media sowie Flash. Damit kann sichergestellt werden, dass nahezu jeder Nutzer sich die Gebärdensprach-Filme ohne großen Aufwand ansehen kann.
- Auch hinsichtlich der Bandbreite sind zwei Angebote wünschenswert: Schmalband-Leitungen und Breitband-Leitungen. Auch wenn man davon ausgehen kann, dass in Zukunft die Breitband-Leitungen dominieren werden, werden die Schmalband-Leitungen ihre Berechtigung nicht verlieren, da mit dem Aufkommen von mobilen Endgeräten weiterhin geringe Übertragungsraten erforderlich sind. Hinsichtlich der Begrifflichkeiten sollten bessere Bezeichnungen als "Breitband" oder "Schmalband" gewählt werden, da vielen Gehörlosen der Fachausdruck "DSL" geläufiger ist.
- Ideal ist es, wenn Angaben zur Größe der Datei sowie zur Abspieldauer existieren.
- Neben der Zeitangabe sollte die Möglichkeit bestehen, die Gebärdensprach-Filme ohne erneuten Ladevorgang vor- und zurückspulen zu können. Des Weiteren sollten sie mit Stopp- und Pausenschalter versehen sein.
- Bei der Abspieldauer empfiehlt es sich, keine Gebärdensprach-Filme mit längerer Abspieldauer als drei Minuten einzusetzen. Längere Filme haben den Nachteil, dass sie inhaltlich oft unübersichtlich und gewünschte Stellen im Film nur schwer wieder zu finden sind. Dem gegenüber steht der Nachteil der Einbindung vieler kleiner Filme (kann bei nachlässiger Planung und Konzeption dazu führen, dass komplette Strukturen der Webseiten geändert werden müssen).
- Innerhalb eines Filmes empfiehlt es sich, mit vielen kleineren Sequenzen zu arbeiten, um bei Textveränderungen den Aufwand für die Produktion der Gebärdensprach-Filme klein zu halten.
- Bei den Fenstergrößen sind mindestens 240 x 180 Pixel für Schmalband-Leitungen sowie 320 x 240 Pixel für Breitband-Leitungen erforderlich.
- Die Bildfolge soll mindestens 25 Bilder / Sekunde betragen, damit der Film nicht abgehackt, sondern fließend und ruckelfrei läuft.
- Wichtig für eine ruckelfreie Übertragung sind auch die Übertragungsraten. Die Gebärdensprach-Filme sollten so eingestellt sein, dass sie mindestens 58 Kbits/s bei Schmalband-Leitungen bzw. 240 Kbits/s bei Breitband-Leitungen übertragen können.
- Zur Komprimierung von Gebärdensprach-Filmen sollten aktuelle Codecs verwendet werden. Aus heutiger Sicht kann man festhalten, dass auf Basis von Breitbandverbindungen sehr gute Ergebnisse bei der Erstellung von Gebärdensprach-Filmen zu erreichen sind. Als Faustregel kann gelten: 1 Film-Minute = 1,8 MB Dateigröße.
- Gebärdensprach-Filme sollten so eingestellt sein, dass sie unter normalen Bedingungen idealerweise spätestens nach fünf Sekunden anfangen abzuspielen und im Hintergrund den restlichen Film laden. Es ist unzumutbar, wenn gehörlose Nutzer erst Minuten warten müssen, bis der ganze Gebärdensprach-Film heruntergeladen wurde und sie endlich die gleichen Informationen bekommen wie andere Nutzer. Reine Download-Lösungen sind daher abzulehnen.
- Schwierigkeiten bereiten oft Firewalls von Firmen eigenen Netzwerken, da diese zumeist so restriktiv eingestellt sind, dass Gebärdensprach-Filme nicht geöffnet und angeschaut werden können.
- In diesen Fällen kann ein Download Abhilfe schaffen und deshalb als suboptimale Lösung zusätzlich angeboten werden
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